Annuität, Karenzphase, Zinscap, Referenzzinssatz: Mit diesen Begriffen werden Studenten konfrontiert, wenn sie einen Studienkredit aufnehmen möchten. Wer von alldem noch nie etwas gehört hat, sollte sich schlau machen – schließlich beeinflusst der Studienkredit mitunter für Jahrzehnte die privaten Finanzen.
Banken haben den Markt für Studienkredite für sich entdeckt und leihen jungen Menschen ohne gerne Geld für die Hochschulausbildung. Viele Studierende sind mit finanziellen Angelegenheiten praktisch nie in Berührung gekommen. Um zu verstehen, welche Risiken und Verpflichtungen mit einem Studienkredit verbunden sind, sollten angehende Akademiker einige Fakten kennen.
Auf dem Markt sind zwei Arten von Studienkrediten erhältlich. Die eine Variante bezieht sich ausschließlich auf Studiengebühren. Diese werden dann direkt von der Bank an die zuständige Stelle überwiesen. Studienbeitragsdarlehen werden Studierenden in den Bundesländern Niedersachsen und Bayern von der öffentlichen Hand angeboten, wenn an einer staatlichen Hochschule studiert wird. Für Privatstudenten und Studierende in anderen Bundesländern bieten Banken entsprechende Finanzierungsmöglichkeiten.
Die zweite Variante von Studienkrediten sieht monatliche Auszahlungen vor, mit denen der Lebensunterhalt bestritten werden kann. Auch hier konkurrieren private Anbieter mit dem Staat. Dank Subvention und Bundesgarantie ist bei beiden Kreditvarianten das Angebot der öffentlichen Hand deutlich günstiger.
Für Studienkredite mit monatlicher Auszahlung ist die bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau die erste Adresse. Ihr Darlehen sieht monatliche Auszahlungen von bis zu 650 Euro über maximal 14 Semester hinweg vor. Studierende müssen zu bestimmten Zeitpunkten im Verlauf des Studiums Leistungsnachweise erbringen.
Der Zinssatz des KfW-Studienkredits ist variabel. Das bedeutet, dass er zu Beginn eines jeden Semesters neu festgelegt wird. Der Zinssatz orientiert sich dabei an den Kapitalmarktzinsen. Bei einer variablen Verzinsung sind die Finanzierungskosten in ihrer Gesamthöhe nicht abzuschätzen. Steigen die Zinse am Kapitalmarkt im Zeitverlauf deutlich an, verteuert sich auch der Kredit. Der KfW-Studienkredit sieht deshalb ein Zinscap für die ersten 15 Jahre nach Beginn des Vertragsverhältnisses vor. Ein Zinscap definiert einen bestimmten Zinssatz, der unabhängig von der Zinsentwicklung am Kapitalmarkt nicht überschritten werden kann.
Bei vielen Krediten von privaten Banken fehlt diese langfristige Sicherheit im Hinblick auf den Kreditzins. Die Verträge sind oft so gestaltet, dass der Zinssatz nur für die Auszahlungsphase festgelegt wird. Für die Rückzahlung wird dann ein neuer Zinssatz festgelegt. Wer die Angebote verschiedener Banken miteinander vergleicht, sollte unbedingt auf transparente Regeln für die spätere Festlegung der Zinsen achten.
Transparent sind z.B. Klauseln, bei denen sich der Kreditzins gemäß einer feststehenden Formel aus den Kapitalmarktzinsen (über einen bekannten Referenzzinssatz) ableitet. Ohne eine solche Regelung kann die Bank den Zinssatz nach billigem Ermessen festlegen und wird dies aller Wahrscheinlichkeit nach auch tun. Hier lauert eine echte Schuldenfalle: Wem nach dem Studium nicht schnell der Übergang in ein gut bezahltes und unbefristetes Arbeitsverhältnis gelingt, erhält bei anderen Banken keinen Kredit zur Ablöse des Studienkredits und muss die schlechten Konditionen in Kauf nehmen.
Sowohl der Studienkredit der KfW als auch die Angebote vieler Privatbanken sehen nach der Auszahlungs- eine so genannte Karenzphase vor. Diese dauert je nach Angebot 12 bis 24 Monate und soll dazu dienen, nicht unmittelbar nach dem Studium mit der Rückzahlung beginnen zu müssen. Während der Karenzphase werden nur die Zinsen auf den bestehenden Kreditsaldo gezahlt. Bei der KfW können diese sogar gestundet und dem Kreditbetrag zugeschlagen werden, wenn nur ein geringes oder gar kein Einkommen erzielt wird.
Dir Tilgung erfolgt dann in gleich hohen monatlichen Raten. Diese werden im Bankjargon auch als Annuitäten bezeichnet und setzen sich aus den Zins- und Tilgungsleistungen zusammen. Charakteristisch für Annuitätendarlehen ist, dass mit jeder geleisteten Rate der Zinsanteil sinkt und der Tilgungsanteil kongruent ansteigt.
Sonderzahlungen, die über die Annuität hinausgehen sind grundsätzlich bei jeder Bank möglich. Bei privaten Anbietern kann dafür aber eine Vorfälligkeitsentschädigung anfallen. Bei der KfW sind Sondertilgungen genauso wie die vollständige vorzeitige Rückzahlung des Kredits kostenfrei.